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update: 05-SEP-2002

Berlin - 

Kabajewas Tanz aus dem Schatten

Comeback der Gymnastin nach ihrer Dopingsperre

- von Barbara Klimke -

  Vermutlich werden diesmal keine breiten Schultern dem schmalen Persönchen einen Weg durch eine Menschenmenge bahnen müssen. Und es werden sich wohl auch keine schreienden Teenies ihretwegen versammeln, wie damals in Osaka. 


Kabajewa: Star zur WM in Osaka 1999

1999 bei der Weltmeisterschaft in Japan wurde Alina Kabajewa gefeiert wie ein Star. Sie gewann in der Rhythmischen Sportgymnastik vier Goldmedaillen, und wer sie gesehen hatte, schwärmte von dieser atemraubend biegsamen Erscheinung. Für Donnerstag hat sich Alina Kabajewa, 19 Jahre alt, in Berlin (zum II. Berlin-Worldcup) angekündigt. Aber am Flughafen wird sie, außer von einer Abordnung der Organisatoren des World Cup 2002, wohl nicht von Massen empfangen werden - sofern sie wirklich kommt.
In letzter Zeit ist sie kaum noch aufgetreten. Zuletzt sah man sie in Moskau beim Gymnastik-Grand-Prix, aber dort war sie nur Teil des Rahmenprogramms. Wie gut sie ist, wie akrobatisch, wie originell, weiß niemand, seit der Welt-Turnverband (FIG) sie im Februar mit einer Dopingsperre von zwölf Monaten plus einem Jahr Bewährung belegte.

Der Fall ist spektakulär, schon deshalb, weil er alle Statistiken der FIG widerlegte. Hunderte von Gymnastinnen aus der Sowjetunion und Russland seien bei Wettkämpfen geprüft worden, teilte der Verband im März 2002 mit, aber "bei Dopingkontrollen der letzten zwanzig Jahre gab es bis 2001 in der Gymnastik nur einen positiven Befund".

Alina Kabajewa und ihre Konkurrentin Irina Tschaschina wurden am 30. August 2001 bei den Goodwill-Games in Brisbane der Einnahme von Furosemid überführt - ein verbotenes Diuretikum, das Gewichtsabnahme bewirkt. Dopinganalytiker hatten das Mittel, das Anabolikakonsum maskieren kann, auch bei starken Männern nachgewiesen; dem bulgarischen Gewichtheber Iwan Iwankow wurde 2000 deshalb Olympiasilber aberkannt. Eine FIG-Komission kassierte auch die Medaillen ein, die Kabajewa und Tschaschina nach den Goodwill Games im Oktober 2001 noch bei der WM in Madrid gewonnen hatten.


"Skandal" - titelte empört die russische Presse nach den Goodwill Games 2001


Kabajewa, Winer, Tschaschina

Akzeptiert haben weder die Gymnastinnen noch ihre einflussreiche Cheftrainerin Irina Winer die Strafen. Als der Einspruch bei der FIG abgewiesen war, riefen sie den Sportgerichtshof Cas in Lausanne an, der die Sperre im Juni ausgesetzt hat - bis zur abschließenden Klärung im November. Ohne böse Absicht hätten ihre Mädchen im fernen Australien das Diuretikum geschluckt, erklärte Viner: Das Furosemid sei Bestandteil von Nahrungsergänzungsmitteln gewesen. Eine Theorie, die Experten im Dopinganalyse-Labor in Kreischa für unlogisch halten. Merkwürdig auch, dass Kabajewas Kollegin Irina Tschaschina in Madrid ein zweites Mal positiv auf das Mittel getestet wurde.

Kabajewa, deren Suspendierung ohnehin am 31. August abgelaufen wäre, darf am Wochenende in der Max-Schmeling-Halle wieder tanzen. Das Reglement beim Grand Prix sieht keine Dopingkontrollen vor, zuständig ist bei der Wettkampfserie nicht die FIG, sondern der europäische Verband. Dass die Unschuld der biegsamen Mädchen aber dahin ist, weiß nun die ganze Welt. Beim Grand-Prix in Frankreich im März kamen die Kontrolleure unangemeldet. Barbara Klimke
(Quelle: Berliner Zeitung vom 05.09.02; Hervorhebungen, Fotos, Bildunterschriften: gymmedia)

... mehr zum II.Berlin Worldcup unter www.berlin-worldcup.de 

(Fotos: gymmedia/Zimmermann)

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