*update:
21-Mai-2009

Frankfurt - Turnfeststadt 2009

August Ravenstein - der Frankfurter Turnvater
* Quelle: frankfurt-live.com, 20-05-2009

August Ravenstein gründete den ersten Frankfurter Turnverein
 
Zeit seines Lebens war Friedrich August Ravenstein ein überzeugter Turner.

Er gründete den ersten Frankfurter Turnverein und richtete schon 1847 ein erstes, allerdings inoffizielles Turnfest in der Mainstadt aus.
Im Hauptberuf war der Frankfurter Turnvater Kartograph. Der von Ravenstein gegründete, gleichnamige geographische Verlag existierte noch bis in das Jahr 2007.

Die alten Frankfurter waren echte Turnmuffel.
Alle Versuche, sie zu dem neuen Volkssport zu bewegen, schlugen fehl, obwohl sogar der Turnvater Friedrich Ludwig Jahn höchstpersönlich sich einmal darum bemühte. Da musste erst einer kommen wie August Ravenstein. Der Frankfurter Buchhändlergeselle war 1830 nach Mainz gezogen, um sich in der Technik des Steindrucks und des Landkartenstichs weiterzubilden.

Friedrich August Ravenstein
1809 - 1881

Dort lernte er aber auch die Turnkunst kennen und schätzen. So gründete er in seiner Vaterstadt im April 1833 ebenfalls eine "Turngemeinde", den ersten Frankfurter Turnverein.

Inoffizielles „Erstes Deutsches Turnfest“ in Frankfurt
Fünf Jahre später, am 1. Mai 1838, konnte Ravenstein die erste öffentliche Turnanstalt in Frankfurt aufmachen, wofür er Zuschüsse vom Senat der Freien Stadt erhielt. Gleich in der Sommersaison 1838 wurde der 28-Jährige zum "Turnvater" für 72 "Zöglinge", meist Schüler, und 30 Kinder aus dem städtischen Waisenhaus, darunter insgesamt sechs Mädchen.  Auch die Entwicklung des Frauenturnens in Frankfurt wurde stark von ihm gefördert.
Im Mai 1845 gründete er dann den "Verein für körperliche Ausbildung der Jugend", der bald Aktien zur Finanzierung eines neuen Turnplatzes mit einer Turnhalle ausgab. Die Einweihung dieser ersten Frankfurter Turnhalle lieferte den Anlass zu einem dreitägigen Turnfest im Hochsommer 1847, zu dem 117 Turngemeinden ihre Vertreter sandten. Eigentlich war das Ereignis als "Erstes Deutsches Turnfest" geplant, was jedoch der Senat der Stadt aus Furcht vor politischen Ausschreitungen angesichts der angespannten Stimmung in den deutschen Staaten, immerhin nur einige Monate vor der Märzrevolution, untersagt hatte.

Hauptberuf: Kartograph
Am 4. Dezember 1809, vor fast genau 200 Jahren, wurde Friedrich August Ravenstein in Frankfurt am Main geboren. Im Hauptberuf war der Frankfurter Turnvater allerdings Kartograph – und sogar ein ziemlich bedeutender. Mit dem Erscheinen eines Stadtplans von Frankfurt im Sommer 1830 gründete er einen eigenen Verlag unter der Firma "Geographisches Institut von A. Ravenstein". Er schuf etwa den "Frankfurter Alignementsplan" (1860), wofür er die Stadt mit sämtlichen Straßen, Plätzen und öffentlichen Gebäuden erstmals exakt vermaß, und zusammen mit August Papen und Karl Friedrich Gauß brachte er die "Papen’sche Höhenschichtenkarte von Mitteleuropa" im Maßstab 1:1 Million (1858) heraus, die bahnbrechend für die topographische Gebirgsdarstellung wurde.

Ein Freund der Freiheit
In der Frankfurter "Turngemeinde" kam es im Vorfeld der Revolution von 1848 zu Konflikten, als sich ein Teil der Mitglieder mehr und mehr politisierte. In seinem "Turnerischen Glaubensbekenntnis" zeigte sich Ravenstein daraufhin zwar als "Freund der Freiheit", distanzierte sich aber ausdrücklich von der Vermischung von Turnen und Tagespolitik.
Den Behörden blieben die Turner, auch über die gescheiterte Revolution hinaus, suspekt. Am 5. Januar 1852 wurde der Frankfurter Verein polizeilich aufgelöst. Im Gegenzug wurde allerdings der Turnunterricht an öffentlichen Schulen eingeführt, wofür Ravenstein – im Rahmen seines Strebens nach einer umfassenden Bildungsreform unter Schaffung von Chancengleichheit für alle – immer gekämpft hatte. In der Folge entzog ihm die Stadt jedoch 1854 die finanzielle Unterstützung für seine Turnanstalt, und drei Jahre später löste sich auch der "Verein für körperliche Ausbildung der Jugend" auf. Ravenstein versuchte, die Turnanstalt mit der Halle privat weiterzuführen und durch die Angliederung eines heilgymnastischen Instituts zu erhalten. Doch im Jahr 1862 musste er die Turnanstalt schließen. Trotzdem blieb Ravenstein aktiv, jetzt als Mitglied des bis heute bestehenden "Frankfurter Turnvereins 1860", dem er im Juli 1862 beitrat.

Mit sieben Zwetschgen auf den Feldberg
Zeit seines Lebens war und blieb Ravenstein also überzeugter Turner – aber kein Kunstturner im heutigen Sinne.
Vielmehr war er ein begeisterter Wanderer und zäher Ausdauersportler, der in seinem Leben ganz Europa vom Nordkap bis zum Ätna "durchlaufen" haben soll. Aus dem Alltag in Frankfurt zog es ihn immer wieder in den Taunus. Auf allen Touren hatte er stets gedörrte Pflaumen in der Tasche, wobei sieben Zwetschgen seine Ration für den Weg auf den Feldberg waren. Auch für die Turnjugend organisierte Ravenstein solche "Entbehrungsmärsche" oder "Schnellgänge".
Zusammen mit 20 anderen "Feldbergläufern" aus Frankfurt gründete Ravenstein am 5. Januar 1868 den Taunusklub, natürlich auf dem Feldberg, für dessen Besteigung bei Schnee und Eis an diesem Tag noch zwei Bergführer benötigt wurden.
Als Präsident des heute noch bestehenden Vereins übernahm Ravenstein selbst die topographische Aufzeichnung des Taunusgebirges. Nach dreijähriger mühevoller Kleinarbeit im oft unwegsamen Gelände konnte er 1870 die erste Wanderkarte des Main-Taunus-Gebietes vorlegen.

Eine Eismeerinsel trägt seinen Namen
Mit "eisernem Fleiß, unermüdlicher Arbeitskraft und gewissenhafter Ausnutzung der Zeit", so die zeitgenössische Presse, wirkte Ravenstein bis ins hohe Alter auf vielfältigen Gebieten. Als sein letztes Werk zeichnete der Kartograph den Rundblick von der Goetheruhe im Stadtwald.
Am 30. Juli 1881 ist August Ravenstein in Frankfurt gestorben. Bis vor kurzem noch wiesen die Straßen- und Wanderkarten aus dem von ihm begründeten Verlag unter seinem Namen den Weg in die Welt. Doch 2007 wurde das Unternehmen liquidiert.
Heute noch ist aber eine Insel im Nördlichen Eismeer nach August Ravenstein benannt.
* Quelle: frankfurt-online; Autorin: Sabine Hock

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