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Dort, wo im knallharten, leistungssportlichen Trainingsalltag
die oft auch schmerzhafte Mischung von Magnesia und Schweiß entsteht;
dort wo auch der böse Frust beim
Überwinden eigener Unzulänglichkeiten stets von Neuem überwunden
werden muss, wo man als Turner bei aller Motivation auch froh ist,
wenn man die Halle mal von außen sieht - gerade dort inszeniert man
eine Überprüfung von Topleistung vor dem zweitgrößten
internationalen Großereignis. Mittlerer Weile ist das Usus im
Deutschen Turner-Bund.
Qualifikation für eine Europameisterschaft...?!
Da steht der Sportdirektor in Hemdsärmeln und in Strümpfen auf der
Matte und eröffnet mit ein paar protokollarischen Sprüchen. Das
Kampfgericht bewegt sich auch mal gleich in lockerer Formation - in
Ermangelung von Pantoffeln ebenfalls in Socken - auf der Bodenmatte,
weil mal eben kein Tisch für die Juroren am Pferd zu stellen ist. Die
Noten werden in die Halle gerufen - wehe, man hört sie nicht gleich,
dann sind sie Schall und Rauch! Ausgangswerte erfährt man nur, wenn
man sich an die Seite eines Trainerexperten setzt.
Von wegen Wettkampfprotkoll - ein handschriftlicher Zettel
verschwindet minutenschnell mit der Person des Bundestrainers aus der
Halle. Im wirklich allerletzten Moment gelang es doch noch - fast
schon im Gehen - wenigstens die Endnoten der besten fünf Turner zu
erfahren.....!
Natürlich ist nirgends über solch ein "Nicht-Ereignis"
etwas zu lesen, nicht mal Resultate!
Das haben die Athleten nicht verdient, denn
hier geht es um Abrechnung eines knallharten Trainingsabschnittes und
um Motivation vor einem und für ein Großereignis!
...
öffentliche Wahrnehmung von Turnen und Gymnastik verbessern?"
Warum erfolgt eine solche Leistungspräsentation der Besten des Landes
nicht öffentlich und in würdigem, motivierenden Ambiente. Warum führt
da der DTB zu solchen Anlässen - Qualifikationen sind stets
wiederkehrende Prozedere vor Berufung in Auswahlteams - keine neue
Wettkampfform ein, die der Presse gegenüber besser oder überhaupt zu
verkaufen ist. Man denke an ein "DTB-Ranglisten-Turnier", an
"DTB-Top-Ten" oder "- Top 15". Ergebnis solcher, als
gestylte Events zu gestaltende Wettkämpfe, könnte eine Deutsche
Turnrangliste sein, die im Jahresverlauf öffentlichwirksam zu führen
ist. Das dabei "nebenbei" bestens auch alle
Qualifikationsfragen vor EM, WM oder Olympia fast nebenbei zu klären
sind, versteht sich von selbst. Mit Engagement gastgebender
Landesverbände sind sicher für solche Veranstaltungen auch Partner zu
gewinnen und vor Großereignissen kommt man Medien und Journalisten
sowieso entgegen. Die kommen dann vielleicht eher wieder zum Turnen, als
auf Socken nach Kienbaum.
Dann
tut es wenigstens im Interesse der Athleten...
Junge Leute muss man motivieren!
Wem das nicht gelingt, der erlebt schlimme Reinfälle, auch die
Gesellschaft kennt solche motivationsarmen Bereiche Jugendlicher zur
Genüge!
Im Leistungssport aber geht es doch um Grenzbereiche menschlicher
Leistungsfähigkeit. Auch wenn die der deutschen Turner momentan hinter
den internationalen Topniveau zurücksteht: Persönliche
Leistungsgrenzen sind es allemal, die da von jedem einzelnen Turner
hierzulande ständig zu erweitern sind.
Wie wär's da mit besonders ausgeschriebenen Leistungsprämien bei
solchen Turnieren, die nun mal die nationale Grundlage für
internationale Erfolge sind? Wenn man ein attraktiv gestyltes
Wettkampfprogramm
individueller Leistungen gut und medienwirksam verkauft, lässt sich
auch ein Sponsor finden, der da mit den athletischen und ästhetischen
jungen Männern gemeinsam Außenwirkung erzielen möchte.
Bloß - ins Pantoffeltheater nach Kienbaum kommt keiner!
DTB-Präsident
Brechtken verlangt nach "Nutzung der Potentiale", nach dem
Zusammenfügen einzelner Elemente unter einheitlicher Zielstellung,
damit "...alle nach der gleichen Bau-Zeichnung arbeiten".
Bloß - wo ist das mediale Gesamtkonzept...?
Zur Jahrestagung der Deutschen Kunstturnliga der Männer DKLM im Februar
in Saarbrücken verstieg sich DTB-Sportdirektor Wolfgang
Willam gar zu der ungeheuerlichen Bemerkung im Zusammenhang
mit der intensiven Suche nach öffentlichkeitswirksameren
Wettkampfformen zu: "Ich finde es gut, wenn ihr nach Lösungen
sucht, aber wartet nicht oder verlasst Euch nicht auf den DTB. Von da
ist diesbezüglich nichts zu erwarten!"
Wer
ist hier "der DTB"...und wer macht hier seine Hausaufgaben
nicht...?
Eckhard Herholz, GYMmedia (April
2002)
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... lesen Sie auch den Bericht "EM-Qualifikation
Kienbaum: "Wunder
sind nicht in Sicht"
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