30.09.2000

EXPERTENSICHT

Noch immer aufgeregt beim Zuschauen 


"Irgendwie ist es für mich bewegend, die Olympischen Spiele vom Fernseher aus zu verfolgen. Es war immer mein großes Ziel, dort dabei zu sein. Aber mir ist es nicht gelungen", sagt 
Bianca Rziha
noch immer bedauernd. "Aber ich bekomme noch immer feuchte Hände, wenn ich die RSG-Wettkämpfe sehe – das hört nicht auf, da fiebert man auch nach Jahren noch mit..."

Von Angela Geisler

Weitaus bekannter ist die erfolgreichste Rhythmische Sportgymnastin der DDR unter ihrem Mädchennamen Bianca Dittrich. Sie holte von 1981 bis 1983 sowie 1986 die nationalen Titel im Mehrkampf. Sie gewann die Bronzemedaille bei der Weltmeisterschaft 1985 im Finale mit dem Ball – und gehört damit zu den erfolgreichsten deutschen Gymnastinnen überhaupt. Bei den Goodwill Games in Moskau 1986 holte sie sogar Gold im Finale mit dem Seil.

Eigentlich wollte die heute 33-Jährige noch 1988 in Seoul in den Kampf um die olympischen Medaillen eingreifen. Aber schon 1987 musste sie aus gesundheitlichen Gründen die Segel streichen. Das ärgert Bianca Rziha noch immer: "Es ist immer schade, wenn man aus gesundheitlichen Gründen aufhören muss", sagt sie rückblickend. Zwei Jahre zuvor hatte sie den Sprung in die Weltspitze geschafft, war auf dem internationalen Podium akzeptiert. Und das war und ist – gerade in der subjektiven Sportart – sehr wichtig.

Heute lebt die gebürtige Magdeburgerin mit ihrem 10-jährigem Sohn Chris in Dresden. Sie fühlt sich noch immer mit ihrer Sportart verbunden, gibt allerdings zu, dass sie nicht mehr "auf dem Laufenden ist. Es ist schade, dass so wenig übertragen wird", sagt sie. Engen Kontakt hat sie noch zu ihrer ehemaligen Hallenser Trainerin Claudia Marx und ihrer Balletttrainerin Ingrid Krug. Durch Claudia Marx kam sie auch zu dem sportlichen Musical "Tabea", das bereits Ende Mai seine erfolgreiche Uraufführung fand. In dem Musical, in dem Athleten aus verschiedenen Sportarten mitwirken, prallen Gut und Böse aufeinander. Bianca Rzhia stellt die "Zornoria" dar, die Verführung zum Bösen. Während der zweiwöchigen Tour, die am 2. Oktober beginnt, ist Bianca die erste Woche zu erleben (am 6. und 7. Oktober in Halle). "Es macht riesigen Spaß", sagt die ehemalige Leistungssportlerin. Auch wenn es mit früher nicht zu vergleichen wäre: wegen der Aufführungen tut Bianca seit Anfang des Jahres wieder etwas für ihre Beweglichkeit.

Ansonsten hält sie sich einmal pro Woche in Fitness-Studios, mit Joggen oder Drachenboot fahren fit. "Ich tue etwas für mich, gehe aber nicht mehr an meine Leistungsgrenze", sagt sie. Tanzen gehe sie auch noch sehr gerne, verrät sie. Mit gerade mal 54 Kilogramm bei 1,67 Meter hat sie sich auch noch ihre sehr gute Figur bewahrt. "Es sind vier Kilo über meinem Wettkampfgewicht", verrät sie lächelnd. An die Erfolge erinnert noch ein Pokal, den sie 1985 bei den Weltmeisterschaften in Vallodolid (Spanien) für ihre Finalübung mit dem Ball gewann. Ziemlich versteckt steht er auf einem Schrank. Er trägt die beiden wichtigsten Medaillen für Bianca: die goldene mit dem Seil 1986 bei den Good Will Games in Moskau sowie die Bronzemedaille bei der Weltmeisterschaft 1985 im Finale mit dem Ball. Auch ihre Tasche mit den Gymnastikanzügen, ihre Geräte sowie viele alte Bilder und Zeitungsausschnitte hat sie noch aufbewahrt.

Ihre Zeit im Leistungssport möchte sie nicht missen, auch wenn es sehr hart war. "Ich war schon mit zehn Jahren im Internat, da war am Anfang das Heimweh schon ziemlich groß, aber ich wollte unbedingt auf die Sportschule", erinnert sie sich. Auch das Training sei sehr anstrengend gewesen, aber im tiefsten Inneren hätte ich nie – auch nicht nach einem missglückten Wettkampf mit dem Training aufgehört", sagt sie. Die Gymnastik hatte und hat noch immer für sie immer etwas Faszinierendes – die Bewegung nach der Musik, die körperliche als auch technische Perfektion - die Geräte auf den Punkt zu fangen. 13 Jahre nach ihrer aktiven Zeit sei in der Gymnastik die körperliche Perfektion noch perfekter geworden, die Extrembeweglichkeit noch extremer. Entwicklungsmöglichkeiten sieht die ehemalige Gymnastin in der Geräte-Technik. "Vielleicht werden mal mehr als drei Rollen während eines Wurfes geturnt . . .", sagt sie.

Nach dem Ende ihrer leistungssportlichen Karriere, beendete sie erfolgreich in einer Intensivklasse ihr Abitur. Vorher hatte sie fünf Jahre Einzelunterricht, da die Schule dem Training und Wettkampf angepasst wurde. Nach ihrer Ausbildung zur Wirtschaftsassistentin für Sekretariat und Korrespondenz noch in Halle, verschlug es sie 1993 nach Dresden. Dort arbeitet sie heute als Amtsleitersekretärin des Personalamtes im Dresdner Rathaus. "Es macht mir total Spaß, ich erfahre viel über die Entwicklung der Stadt Dresden", sagt sie. Auch ihr Sohn ist sehr sportlich, macht aber keine leistungssportliche Karriere. "Er hat jetzt mit dem Taekwondo angefangen", verrät sie.

 
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