13-Juli-2001

Leipziger Turnfest verliert einen seiner Botschafter

von Kerstin Förster

 
Die Botschaft ist klar


Andreas Wecker

"Ich habe generell mit dem Turnen abgeschlossen. Nachdem ich regelrecht verarscht worden bin, nach den Querelen mit dem Verband und dem damit verbundenen Stress und der Unruhe will ich eigentlich nur noch eins: von diesen Leuten in Ruhe gelassen werden", verkündet der 31-jährige Reck-Olympiasieger Andreas Wecker. Nach den Vorwürfen des Berliners, seine Schulterverletzung sei bei den Olympischen Spielen in Sydney falsch behandelt worden, und angeblich rufschädigenden Äußerungen zu seiner Person herrscht Funkstille zwischen dem einstigen Weltklasseathleten und dem Deutschen Turner-Bund. 
Kommuniziert wird nur noch per Anwalt. Der erste Gerichtstermin findet laut Wecker am 27. September statt, ein zweites Verfahren läuft.

Die Botschaft verheißt: Der 1,63 m kleine Modellathlet steht als Turnfestbotschafter für das Spektakel 2002 in Leipzig nicht mehr zur Verfügung. 
Stattdessen versucht sich der Liebhaber englischer Sportwagen in einem neuen Geschäft - dem Motorsport. "Autos waren schon immer mein Hobby, alles drumherum fasziniert mich", sagt Wecker, der vom Rennstall Zakspeed (Nürburgring) für den Marketingbereich engagiert wurde.
Als der vierfache Olympiateilnehmer 1999 bei der Turn-Gala in Leipzig von den Fans gefeiert wurde, freuten sich alle mit ihm über sein Engagement. Die Stunde der Bekenntnisse war vorbei, um Wecker blieb es still. "Ich habe mich schon gewundert, dass für dieses Riesenereignis so wenig getrommelt wird. Es gab eine Terminsitzung für mich, das war's. Im OK hatte ich auch keinen Ansprechpartner", bemängelt Wecker, der mit seiner Lebensgefährtin Antje Hertl und Töchterchen Marie-Sophie in Klein-Ziehten bei Berlin lebt.

Botschafter!?  
Andreas Wecker befand sich in prominenter Gesellschaft von Eiskunstläuferin
Katarina Witt, Gymnastin Magdalena Brzeska, Turner Eberhard Gienger und Marathonläufer Waldemar Cierpinski.  
Bisher war von diesen hochkarätigen Werbepartnern allerdings kaum etwas zu sehen und zu hören. Die Kufenkönigin Katarina besuchte zwar die Stadt und gab eine Pressekonferenz für ihre Eisshow, doch die an diesem Mai-Tag ebenfalls stattgefundene Turnfest-Präsentation "Noch ein Jahr" fand ohne sie statt. Die OK-Verantwortlichen wussten nicht einmal, dass ihre Botschafterin quasi um die Ecke einen Auftritt hatte.
Einer, der sich dagegen die "Beine ausreißt" ist Klaus Köste. Leipzigs Turn-Olympiasieger blieb aber bei der Botschafter-Wahl außen vor, weil "man ihn im Westen nicht so gut kennt", hieß es seinerzeit in der Begründung. Mittlerweile lobt man den "nicht Gewollten" und dessen Dienste. Auch OK-Präsident Werner Luchtmeier schätzt ihn als emsigen und fähigen Organisator, der bei vielen Veranstaltungen vor Ort ist. Gefragt nach den Einsatz der berufenen Botschafter, fand auch Luchtmeier, dass der noch zu wünschen übrig ließe.

Keine frohe Botschaft. Der Turnfest-Motor stottert. Nicht, dass die weltweit größte Sportveranstaltung zu Pfingsten nächsten Jahres in Gefahr ist. Aber der bis jetzt nicht erfolgte Internet-Auftritt, Kritik an der Vergabe von Aufträgen, am Umgang mit Sponsoren, die Suspendierung von Finanzbereichsleiter und Projektmanager EDV oder die Nichtverlängerung von ABM sorgten für Unruhe und Irritationen. Die Zoolympiade hat allerdings Zeichen gesetzt.

Neue Botschaften. "Ab August soll die Offensive in der Stadt beginnen. Dann müssen auch die Botschafter ran. Wenn man ganz ehrlich ist, war das bis jetzt noch nicht das Richtige", sagt Beigeordneter Burkhard Jung. Auch die Warterei auf die Botschaft: "Wir sind drin" hat am längsten gedauert. Wie aus der OK-Geschäftsstelle zu erfahren war, soll am 1. August der Internet-Betrieb beginnen.

Wecker ist weg. Die Zeit bis zum Fest sollten alle anderen hellwach sein.

Kerstin Förster

 

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-ehe-
update: 18-101-2002