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Seit Nadia Comaneci's Zeiten, die als das Dreamgirl der Spiele von 1976 und mit ihrer makellosen 10,0 in die olympische Geschichte eingegangen ist, gibt es den unerbittlichen Zweikampf an der Spitze der Turnnationen im Frauenturnen. Waren es damals die UdSSR-Riegen oder die Uebergangsloesung "GUS" nach Zusammenbruch der Sowjetunion 1992, ist es nun Russland als der große Gegner der Rumäninnen, die es bislang nicht geschafft haben, olympisches Mannschaftsgold im direkten Duell zu erobern. Nur einmal - 1984 - holten sie Gold in Abwesenheit der Sowjetunion, damals beim Olympiaboykott der sozialistischen Staaten, als nur Rumaenien aus der "politischen Reihe tanzte" und in Los Angeles teilnahm, hart bedrängt damals von den Gastgeberinnen aus den USA (Silber), die sich dann vor 4 Jahren mit sensationellem Auftritt vor die beiden langjaehrigen Hauptkonkurrentinnen setzten und als "The Magnificent Seven" fuer nationale Euphorie sorgten.
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1./2. DURCHGANG
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DURCHGANG Die USA und Rumänien treten in den Wettbewerb ein, letztere jedoch weniger spektakulär, als erwartet: Nur drittbestes Barrenresultat, zwar ohne wesentliche, grobe Fehler, aber... Die Spanierinnen hatten am Boden einen Sturz von Laura Martinez zu verkraften - wie so viele bei zweieinhalb Schraube - Salto vw. direkt, die USA ansprechend, keine Ausfälle.... Das zweite Gerät der Rumäninnen kam aber dann einem Feuerwerk gleich: Die Mehrkampfweltmeisterin Maria Olaru glänzte mit 9,787 und die kleine Andreea Raducan präsentierte erst die Superschwierigkeit Flicflac-Salto vw. mit Drehung und dann als Abgang aus langer Akro-Reihe einen Doppelsalto r.w gehockt - Hoechstwertung des Wettkampfes von 9,837 Punkten!! Die USA kam auch ohne Fehler durch den Stufenbarren und hatte mit Jamie Dantzscher 9,700 eine starke Turnerin, die USA-Meisterin Elise Ray zeigte virtuos gesprungene Handstanddrehungen ("Quast") und Amy Chow setzte mit 9,750 noch eins drauf - starker Durchgang. Die Ukraine musste am Boden den Sturz Olga Roschupkinas nach Vorwärtsreihe verkraften... |
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DURCHGANG
Jetzt erst stiegen die Russinnen in den Wettbewerb ein. Coach Leonid Arkajew musste sie wohl nach dem Fehlstart der Männer am Vortag psychologisch gut aufgebaut haben, denn es war diesmal ein Start nach Mass: 38,605 - bestes bisheriges Sprungresultat, nur Jelena Produnowa als zweite Starterin patzte ihren 2. Sprung (Sitz), Chorkina mit Hoechstwert 9,762 (Mittelwert beider Sprünge) Jelena Samolodschikowa mit 9,765. Rumänien gewohnt souverän, schwierig und elegant am Boden, stellte es doch auch mit Raducan und Amanar die beiden Besten zur WM vor einem Jahr. Die beiden bildeten nun auch die olympische Doppelspitze an diesem Gerät mit 9,762 (Andreea Raducan) hinter (!) der Vize-Weltmeisterin Simona Amanar mit 9,775. Damit erturnte Rumänien den Gerätehöchstwert - nicht nur an diesem Gerät, mit 38,924. Allerdings wurden sie Minuten später vom Hightech-Team China am Stufenbarren übertroffen. "Lehrbuchhafte Erfüllung biomechanischer Kennlinien", könnte man bei fast allen Turnerinnen ins Protokoll schreiben - und Super-Geräteresultat von 38,962 !! Dong, Fangxiao (- siehe Startalter, Dong Fanxiao) fiel besonders auf mit schönem Gienger-Salto und dann einer Langhangkippe, direkt gefolgt von einem Jägersalto am oberen Holm. |
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DURCHGANG
Das war der heißeste Durchgang dieser Spiele! Alle Teams übertrafen sich im Kampf um die Medaillen. Serien von 9,8er-Wertungen gab es, z.B Sprung, Raducan, Ling, Jie und Dong, Fangxiao (> siehe Startalter, Dong Fanxiao) am Balken, Produnowa am Stufenbarren, aber den Vogel schossen wohl die Chinesinnen ab: Man könnte für dieses Olympiateam auch den arg strapazierten Begriff vom "Dreamteam" anwenden, wenn man sich allein auf die traumwandlerischen Choreographien der Artistinnen aus dem Reich der Mitte auf dem Balken bezöge - 39,099, d a s Topergebnis des Abends bisher. Natürlich seit dem ersten Gerät die Führung vor Russland (- ausgerechnet Stufenbarrenkönigin Swetlana Chorkina verpatzt ihre Übung und setzt sie dann mit eisigem Gesichtsausdruck fort!) und vor Rumänien und damit bahnt sich hier eine echte Sensation an, vielleicht schon die Vorentscheidung (?), dass erstmals in der Geschichte der Olympischen Spiele auch bei den Frauen Mannschaftsgold nach China geht... ... Rumänen war mit einem Spitzenresultat fertig (154,608 Punkte), die Spannung stieg ins Dramatische...! 7./Durchgang:
Die Rumäninnen
waren ja seit 2 Durchgängen nicht mehr dabei, man hatte ein wenig deren
Punktresultat aus dem Auge verloren.
Der unbestechliche
Computer verkuendete die Rumäninnen als
das Goldteam von Sydney mit der
ausgeglichendsten Leistung und 154,608
Punkten, dann Russland doch noch auf
Rang 2, das sich mit einem Superbodendurchgang - faktisch mit der
letzten Turnerin Chorkina, die damit ihren Stufenbarrensturz mehr als
wettmachte - noch vor den schon wie die Champs aussehenden
Chinesinnen auf den Silberplatz brachte... !
Aus Sydney:
Eckhard Herholz |
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