GYMmedia-Kommentar
(13-05-2002):
"Saubere
Rolle Vorwärts...?"
Unter dieser Überschrift
fand man nicht etwa einen Turnartikel zum
Erst-Bundesliga-Auftakt der Turner in der hauptstädtischen
Berliner Zeitung, nein, da ging es um Frauenfußball und auf
zwei großflächigen Seiten um Fußball überhaupt, was denn
sonst. Nur zwei Seiten, denn eine ganze dritte gehörte
natürlich der unsportlichen Formel1-Farce....
Da war es schon ein Wunder, dass man mit nebenstehendem
Artikel überhaupt vom Auftakt der Turn-Bundesliga
überdurchschnittlich zur Kenntnis nahm.
Überdurchschnittlich war aber auch die Peinlichkeit der
Recherche, denn man muss davon ausgehen, dass bei keinem der
Ereignisse ein Journalist vor Ort war.
Da macht man Deutschland
(und Berlins) neue Turnhoffnung René Piephardt, dessen
Bronze-Medaille man zur EM in Patras einfach übersehen
hatte, glatt zum
dänischen Gaststarter, verlegt den Wettkampfort der zweiten
Begegnung von Cottbus nach Chemnitz, verballhornt Namen von
Turn-Weltstars und übermittelt nicht einmal Punktresultate
ordentlich. |
BLZ/dpa
BERLIN, 12. Mai. Die Männerriege des SC Berlin ist am
Sonnabend mit einer deutlichen Niederlage in die Finalrunde
der Turn-Bundesliga gestartet. Die Hohenschönhausener
unterlagen vor heimischen Publikum dem amtierenden Meister
KTV Stuttgart mit 199,65:211,95 Punkten. Mit einer einzigen
Ausnahme kam kein Berliner an einem der sechs Geräte über
einen Wert von 9,00. Lediglich Dimitri Nonin bot eine überzeugende
Leistung am Reck und wurde mit einer 9,45 Tagesbester an
diesem Gerät.
Die Niederlage vermag indes kaum zu verwundern. Während
sich bei den routinierten Gästen neun Aktive die Aufgaben
im Sechskampf teilten, standen den jungen Gastgebern nur
sechs Starter zur Verfügung. Weil zudem Robert Hirsch nur
an einem Gerät turnen konnte und auch Lars Biewendt und
Nonin nicht an allen Geräten einsatzfähig waren, ging der
SCB stark gehandikapt in das Kräftemessen mit den
favorisierten Stuttgartern.
Die meisten Zähler in der
Mehrkampf-Einzelwertung sammelte der für Berlin startende, 17-jährige
Däne Renú Piephart mit
51,05 Punkten. Den besten Tageswert an einem Gerät erzielte
Stuttgarts ukrainischer Mehrkampf-Europameister Alexander
Beresch mit einer
9,56 im Sprung.
Im zweiten
Meisterrunden-Duell des Tages kam der SC Cottbus zu einem
208,10:205,65-Erfolg beim
KTV Chemnitz. Zu
verdanken haben die Cottbusser den Sieg vor allem dem
Ukrainer Roman
Zozuli, der alle
sechs Geräte turnte und mit 55,35 Punkten bester Mehrkämpfer
des Tages wurde. Das Ergebnis aus Chemnitz überraschte die
Fachwelt. Hatte doch Waleri Belenki, Trainer des
Titelkandidaten Stuttgart, den KTV jüngst zum ärgsten
Rivalen ausgerufen. Belenki will seinen Turnklub in diesem
Jahr zur fünften Meisterschaft seit 1994 führen.
(Hervorhebungen: gymmedia)
(Quelle:
BLZ/dpa) |
Der
Schwachsinn hat Methode
In derselben Ausgabe aber wird man detailliert informiert,
welches Rasenstück des Olympiastadions an wieviele Fans
verkauft, und dass sogar exakt die Stelle verhökert wurde,
auf die am Samstag beim Pokalfinale Star Zé Roberto
gespuckt haben soll.... saubere Recherche!!
Nicht etwa die Superleistung des Berliner Reckstars
Nonin ist dieser Zeitung ein Foto wert, nein, ein
entsprechender Fotoreporter lag quer auf dem Bauch, um das
Ausstanzen der 10x15 cm großen Rasenstücke exakt zu
dokumentieren und wurde dabei selbst mit 15x14cm großem
Foto abgelichtet....sicher, weil man das das bestens auf dem
Markt verkaufen kann, und wer sind schließlich Nonin
.... oder gar "Renu Piephart"...!!??.
Was ist mit Deutschlands
Sportjournalismus los?
Wieso lassen sich das Millionen Sportanhänger der gesamten
olympischen und nicht-olympischen Bandbreite gefallen,
....und so lange ...und im Prinzip
unwidersprochen....? Bei aller Wertschätzung der
faszinierenden Sportart- Nr.1 Fußball - das wollen doch die
Fußballer selbst nicht mehr, dass der größte Schwachsinn
großflächig publiziert wird, auch wenn sie brav mitspielen
in den täglichen Inszenierungen der Unerheblichkeiten, und
dass gleichgeschaltet, mit Methode... nur noch vergleichbar
mit dem glücklicherweise verflossenen politischen
Konformismus eines DDR-Journalismus. Die leisteten sich bei
allen anderen Zwängen, eingeschränkter Publizistik im
DDR-Refugium und gleichermaßen Fußballdominanz
wenigstens noch eine gewisse Bandbreite sportlicher
Disziplinen und deren Berichterstattung - aber das ist wohl
ein "Sport-Echo" aus einer längst beerdigten
Zeit!
Eckhard
Herholz/GYMmedia
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