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Ein Turn-Denkmal, zelebriert von Benno Gross, Jürgen Geiger, Daniel Winkler, Andreas Japtok |
Turnfest-Nachlese der historischen Art
Treue und Traditionspflege zeichnen zwar die Norddeutschen besonders aus: Aber was der ex-internationale WM-Turner der früheren bundesrepublikanischen Turnriege Holger WOCHNOWSKI aus Norderstedt da in akribischer Privatinitiative und parallel zu Turnfest und EM auf die Beine gestellt hat, unterstrich auch generell den Familiensinn der ganzen deutschen Turnerei:
Ein Ehemaligentreffen früherer Ost- und Westathleten des vergangenen Turnjahrhunderts! Und mehr als 50 der ehemaligen Spitzensportler und -innen aus beiden einst getrennten Landesteilen kamen: Lange nichts gehört, kaum gesehen und freudig wieder erkannt. Man hatte schon auch damals im geteilten Deutschland einen Blick auf die "Gegenseite", wenn auch die aus dem Osten z. Teil wie "vom anderen Stern" geturnt hatten, und ihnen Interesse an "bundesdeutschen Turnkolleginnen und -kollegen" wohl keineswegs anempfohlen wurden ...!
Ein gutes halbes Hundert "Ehemalige" beim Turn-Nostalgietreffen in Halle
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Man traf sich wegen Quartier-Problemen in der ziemlich übervölkerten Turnfeststadt eben im benachbarten Halle, das schließlich früher auch eines der Top-Leistungszentren der DDR war und im Männerbereich heute noch ist. So waren die in den 70'er Jahren von Trainer Götz Glitscher trainierten Garde der SC Chemie-Damen in Montreal hochgradig an Team-Bronze und Sprungsilber in Montreal beteiligt.
Diesmal hatten ja Richarda Schmeißer und Gitta Wagenknecht-Escher einen kurzen Weg zum aktuellen Nostalgietreff!
Und das Wiedersehen auch mit den nachfolgenden Jahrgängen der 80'er Jahre gestaltete sich zu emotionalen Höhepunkten:
Angeführt von der Stufenbarren-Königin eines halben Jahrzehnts und Olympiasiegerin Maxi Gnauck (Moskau 1980), der ihr besonderes Ehrendiplom nachträglich überreicht wurde, das sie bei der Verleihung im August des Olympiajahres 2024 in der Jahnstadt Freyburg im Hotelschrank vergessen hatte.
Dort wurde für sie und andere erfolgreiche Turn-Olympioniken erstmals in der Welt ein "Walk of Fame" mit Trittsteinen erfolgreicher Kunstturner ins Plaster auf dem Weg ins Jahnmuseum verlegt!!
Einen solchen Trittstein des "Gymnastics Walk of Fame" in der Stadt des Turnvaters Friedrich Ludwig Jahn, ist auch << Birgit Michailoff-Radochla gewidmet, die 1964 in Tokio als erste deutsche Turnerin eine Olympische Einzelmedaille gewann (- am Sprung, hinter Vera Caslavska).
Natürlich war die fitte Berliner Seniorin ebenso in Halle dabei.
<< Wer erinnert sich nicht an Anja Jones, die Ex-Wolfsburgerin, die als Anja WILHELM das mit Medaillen damals keineswegs verwöhnte bundesrepublikanische Turnpublikum mit dem Gewinn der EM-Bronzemedaille am Balken 1987 in Moskau überraschte ...!
Auch Elke Meyer-HEINE aus dem BRD-Olympiateam 1984 Los Angeles lockte dieses Wiedersehen mit der einstigen Teamgefährtinnen, aber auch mit den sportlichen "unnahbaren Gegnerinnen der EX-DDR. Heute ist die Ex-Hannoverin Präsidentin eines Sportvereins.
Franka Schmidt-VOIGT verblüffte mal die Turnwelt, als sie die eigentlich nur bei den Männern am Pauschenpferd bekannten Kreisflanken an das Ende des Schwebebalken exportierte, die Mitte der achtziger Jahre seither als "Voigt-Flanken" in der Turnterminologie verewigt wurden.
Ein Wiedersehen gab es auch zwischen den beiden Medizinerinnen Birgit Saul-SÜSS (Ex-Halle) und Birgit Mettke-SENFF, die als explosive Ex-Leipzigerin Vize-Europameisterin am Sprung wurde (1981) und mit Birgit Süss in der bronzenen WM-Riege in Moskau stand. Und Letztere hatte die weite Anreise aus der Schweiz nicht gescheut ...!
Einst in den DDR-Trikots Weltspitze (v.links):
Maxi Gnauck, Birgit Saul-Süß, Katarina Schirmer-Rensch, Birgit Mettke-Senff,
Annette Lehmann, Franka Schmidt-Voigt.
Nun zu den Männern der Turnschöpfung!
Einer, der am längsten zurück blicken kann, faktisch der Doyen dieses Ehemaligetreffens, ist Helmut Hillenbrand! Der Dritte der Badischen Turnmeisterschaften im Zehnkampf von 1957 und Bundesdeutsche Hochschulmeister im Zehnkampf, der auch in der olympischen Disziplin bei Landesmeisterschaften Mitte der Fünfziger an den Start ging und der BRD-WM-Riege 1958 in Moskau angehörte, der wird in diesem Jahr immerhin 90 Jahre alt!! Auch ihn hat seine Turnerei ein langes Leben lang geprägt, auch er scheute die weite Reise nach Leipzig und Halle nicht!
Und dass eine solche Zusammenkunft nicht ohne d e n Turner der Ex-Bundesrepublik gehen kann, war auch dem "Macher", Hoger Wochnowski klar: Ohne "Eberhard "Ebse" Gienger geht da nix! Ex-Reck-Weltmeister, Europachampion, Olympia-Bronze, 'zigfacher Deutscher Meister, Ex-"Sportler des Jahres" und als hauptberufliche Frohnatur bereichert er schließlich mit seiner charmanten Aura jegliche frohe Erinnerungskultur.
Wie er waren zu ihren aktiven Zeiten und sind auch der Organisator aus Norderstedt, Holger Wochnowski, die Leistungsträger der WM-, EM und Olympischen Spiele noch bis heute von ihrer Sportart durch und durch geprägt.
Das betrifft auch einen Daniel Winkler, z. B. der 1979 und 1980 als Deutscher Jugendmeister seine hoffnungsvolle Karriere begann, mit dem BRD-Team bei den Boykottspielen (1984) Platz 4 belegte, als 7. im Barrenfinale stand und mit seiner Erfindung am Reck, dem "Winkler-Salto", in die Geschichte einging - trotz eines Sturzes, der ihm das olympische Finale verbaute, nicht aber eine zweite OLympiateilnahme in Seoul 1988.
Dr. Andreas Japtok aus Hannover gehörte zu den verlässlichen Leistungsträgern als WM- und EM-Startern der früheren BRD, stand im LA-Olympiateam 1984 und begleitet bis heute seine Sportart als Mediziner bei vielen Events.
Dr. Günter Beier, Birgit Michailoff-Radochla, Günter Spiess,
Repräsentanten der Leistungsgeneration des 6. Jahrzehnts im letzten Jahrhundert
Schön, dass auch der Potsdamer Dr. Günter Beier in der nostalgischen Spur den Weg zu diesem Treffen gefunden hat: Das Mitglied der bronzenen Olympiariege von Mexiko-City (1968) und explosive 4-malige Deutsche Sprungmeister (1964-'67), arbeite später als promovierter Psychologe und organisierte selbst viele Jahre das analoge Traditionstreffen des früheren Potsdamer Armeesportklubs im olympischen Vierjahresrhytmus.
Und die "goldene Spur", die bis in heutige Zeiten am Barren zu Ex-Weltmeister Lukas Dauser und dem aktuellen, frisch-gebackenem EM-Holmen-Champion Nils Dunkel gelegt wurde, geht zurück auch zu Sven Tippelt (der übermorgen 60 wird!!), der fast bei jeder heutigen Barrenübung mit Namen genannt wird: Mit seinem Element, dem "T i p p e l t", fliegen bis heute die "Neuzeitchampions" und "Holmengassen-Cracks" vom Barrenende in die Mitte des Geräts:
"Es war hier eine tolle Atmosphäre, viele nette Gespräche, mit Austausch von Erinnerungen und zu erfahren wie es den Einzelnen heute geht...! Ich hoffe, dass solche Runden möglichst noch größer werden und auch die Jüngeren langsam dazu kommen." - .
Auf ein nächstes, tolles Treffen" - wünscht sich der Ex-Leipziger DHfK-Topathlet heute
Und auch die Olympische Silbermedaillengewinnerin von München (1972), Halles Richarda Schmeißer resümiert: "Es gab viel Wiedersehensfreude, viele Umarmungen,und ganz, ganz nette Gespräche. Vielleicht kann man bei künftigen Treffen auch einige Ehemalige aus dem Ex-Osten mehr zum Treffen bewegen, denn es war hier für alle ein unvergessliches Erlebnis."
Und wenn Daniel Winkler, der allen eine gute Zeit wünscht sowie sich und allen "... hoffentlich bald und schnell ein neuerliches Wiedersehen"! ... dem sei ein ganz aktueller Vorschlag angefügt:
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♦♦ Jährlich, immer am dritten Augustwochende, treffen sich seit über 100 Jahren (!) alle turnfeudigen Jahrgänge an den olympischen Geräten in Sachsen-Anhalts Jahnstadt FREYBURG / Unstrut! Beste Gelegenheit, sich schon in diesem Jahr vom 22. bis 24. August 2025 wieder zusehen.( * Siehe auch ►100. Jahnturnfest 2024)
Denn es gibt da einen Spruch (- mit Augenzwinkern): "Wer nie in Freyburg war, hat nie geturnt!"
* Man schaue sich die ►► AUSSCHREIBUNG zum 101. Jahnturnfest 2025 an,
man muss ja nicht unbedingt mehr turnen, aber vielleicht:
Man sieht sich dort wieder ...!
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* Aktive Ex-Ost und Ex-West:
* von links -: Birgit Mettke (Senff), Annette Lehmann, Franka Schmidt (Voigt), Andreas Japtok, Elke Meyer (Heine), Daniela Holz (Meister), Sven Tippelt, Daniel Winkler,
* hinten, von re: Barbara Henneberger (Scholz), Holger Wochnowski, Benno Groß, Birgit Saul (Süss), Katharina Schirmer (Rensch), Maxi Gnauck, Eberhard Ginger, Jürgen Geiger, Jana Allerstorfer (Vogel). ►► Click for B I G
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* Kleine Nachbemerkung -:
Unmöglich in diesen kurzen, stichpunktartigen Rückblenden alle zu nennen, alle und jeden im Einzelnen ausführlich zu würdigen, denn jeder hat selbst seinen Anteil an der Geschichte des "TURNJAHRHUNDERTS DER DEUTSCHEN" beigetragen, jedem und jeder könnte man sein eigenes, umfängliches Kapitel widmen.
Wichtiger aber ist, das wir aktiv gemeinsam die Turngeschichte weiter schreiben, denn:
Wer die Vergangenheit nicht kennt oder würdigt, dar kann auch keine Zukunft gestalten!
* Das meinen auch der "Macher", Dr. Holger Wochnowski und alle Ehemaligen, die zugearbeitet haben, die da waren,
und das meint auch Ecki Herholz, der hier etwas zwischen die Bilder geschrieben hat
(c) gymmedia / Eckhard W. HERHOLZ