23. October 2005  
Stuttgart / GER  
Gerätturnen

23. DTB-Pokal: Zweiter Finaltag

Beim 23. DTB-Pokal - Weltcup - in Stuttgart entschied der Russe Nikolai Krjukov das Pauschenpferd-Finale für sich, nachdem Top-Favorit Marius Urzica (ROM) bereits in der Qualifikation ausgeschieden war.
Das Sprung-Finale der Frauen gewann Lais Souza (BRA).
Zwei Sieger gab es im Finale am Reck: Nach großen Zuschauerprotesten wurde die Wertung von Aljaz Pegan (SLO) nach oben korrigiert, so dass er mit dem Griechen Vlasios Maras gleichzog.

Am Balken gewann die Top-Favoritin, die dreifache Olympiasiegerin Catalina Ponor aus Rumänien.
Das abschließende Bodenfinale der Männer konnte Brandon O'Neill aus Kanada für sich entscheiden.....

Nikolai Krjukow (RUS) - zufrieden nach Pferdsieg

Ioan Suciu mit imponierender Ein-Pauschenarbeit vom Feinsten vor dem Abgang.
Victor Cano zeigte sehr attraktive Spreizflanken im Querverhalten und auch der Jüngste des Feldes, Louis Smith aus Großbritannien, präsentierte alle Quervarianten beim Wandern übers Pferd, leider mit erkennbarem Kraftanteil und Rhythmusunterbrechung vor dem Handstand-Abgang.

Lais Souza, Sprungsiegerin und Brasilien war erfolgreichste Nation bei den Frauen!

Pegan (re), Krjukow:... klar waren das 10,0 Punkte, ich kenne doch meine Übung!

Überragende Vorstellung vom zweifachen Weltmeister (2001/02) und Qualifikationssieger Vlasios Maras, der u.a. mit Kovacs + ganzer Drehung und vielen elegant geturnten Riesenfelgvarianten mit verblüffenden Griffwechseln zu Recht die hohe Note von 9,750 erhielt.
Der Chinese Zhou, Kai patzte beim Def und musste vom Gerät;
Pech auch für Waleri Gonscharow , der bei seinem Kovacs mit ganzer Drehung stürzte.
Robert Juckel , auf dem nach dem Ausscheiden von Fabian Hambüchen die deutschen Hoffnungen ruhten, turnte gut, begann mit Markelow gebückt, musste sich aber Abzüge wegen geöffneter Beine bei den Stalderumschwüngen, nicht ganz erreichter Endphasen und beim Abgang - doppelter Tsukahara gestreckt, großer Ausfallschritt - gefallen lassen.
Nach einigem Hin und Her wurde die Note von Pegan nach oben korrigiert - man hatte durch 'schlechte Kampfrichtersicht' 1/10-Punkt beim Ausgangswert 'übersehen' - doch dann der Top-Wertung von Maras angeglichen - wodurch es richtiger Weise zwei Sieger im Reckfinale des DTB-Pokals 2005 gab.

Catalina Ponor (ROM), an der Seite ihres Heimtrainers, bereits im Handy-Heimatkontakt...

Verwunderung löste die Platzierung der Chinesin auf Rang 2 aus - vor der Vize-Europameisterin an diesem Gerät und Mehrkampf-Europameisterin, Marine Debauve (FRA), die mit der längsten Übung auch mit sehr viele akrobatischen Schwierigkeiten und sicheren Ständen überzeugte und dennoch nur auf Rang 3 kam. Allerdings sprach hier die insgesamt technisch bessere Präsentation für die Asiatin.
Beide Turnerinnen aus der Ukraine mussten vom Gerät, und auch die Australierin Monette Russo landete nach einer langen Reihe vorzeitig auf der Matte.

>> Alle Finalergebnisse Frauen

Patrick Dominguez (SUI)
- nach Bodensieg in Cottbus nun Platz 2 in Stuttgart!

Die alten Wertungsbestimmungen, die beim DTB-Pokal zum letzten Mal angewendet wurden, quittierte das Publikum mit Pfiffen.
Vor allem beim Holländer Jeffrey Wammes , Sieger des America-Cups und Zweiter in Cottbus und Sao Paulo, der u.a. mit Doppeltwist gebückt, Doppelsalto gestreckt mit unmittelbar folgendem Salto vorwärts begeisterte, jedoch vom Kampfgericht mit dem Ausgangswert 9,40 eingestuft wurde. Er fiel auf den 5. Platz zurück. Die Kampfrichter haben sich reglementsgerecht verhalten: Jeffrey turnte in einer der ersten Reihen bereits einen Salto vorwärts gehockt. Der gehockte Abgangssalto, den er unmittelbar an den gestreckten Doppelsalto anschloss, wurde so als unerlaubte Wiederholung gewertet und damit galt sein Vortrag als eine Übung ohne Abgang - deshalb die niedrige Wertung von 9,050. Mag ja sein - aber wer soll das als Zuschauer verstehen, wenn er eine begeisternde, mit Schwierigkeiten gespickte Übung sieht?
Pfiffe gab es auch für die Wertung des Japaners Daisuke Nakano , der mit sicheren Ständen und originellen Verbindungen aufwartete, jedoch zwei Zehntel Abzug wegen Zeitüberschreitung bekam.
Die beste deutsche Platzierung des heutigen zweiten Finaltages erreichte Eugen Spiridonov (TV Bous), der mit einer überzeugenden Leistung Vierter dieses Finals wurde.
Es zeigt sich, dass originelle Inhalte und spektakuläre Elemente, die das Publikum begeistern, laut Reglement nicht in adäquater Weise gewertet werden - zur Mißbilligung des Publikums. Was allerdings - siehe die Entscheidung am Reck - dann doch zuweilen noch zur Korrektur einer Wertung führt. -
Kein überzeugender Abschluss eines ansonsten gelungenen DTB-Pokals 2005.

>> Alle Finalergebnisse Männer

WM-Team des DTB für Melbourne steht
Kim Bui hat beim DTB-Pokal mit ihrem Auftritt am Stufenbarren das WM-Ticket gelöst. Für die Weltmeisterschaften Ende November in Melbourne qualifizierte sich auch der Junior Marcel Nguyen, der beim Junioren-Länderkampf in Colorado Springs (USA) insbesondere mit seiner Barrenübung überzeugt hatte und der für den verletzten Christian Berczes von Cheftrainer Andreas Hirsch nachnominiert wurde.
Im Aufgebot des DTB stehen nun Daria Bijak (TT Köln) und Kim Bui (TSG Tübingen) und bei den Männern Thomas Andergassen (MTV Stuttgart), Robert Juckel (SC Cottbus), Eugen Spiridonov (TV Bous) und Marcel Nguyen (TSV Unterhaching), Matthias Fahrig (SV Halle) und Fabian Hambüchen (TSG Niedergirmes).
Berichte: Eckhard Herholz / Sonja Schmeißer

PRESSEREAKTIONEN:
> 'Aufatmen nach Hambüchens Bruchlandung' (DIE WELT, 24.10.
> 'Rückschlag für Hambüchen' (ZDF-Online, 24.10.)
> 'Hambüchen nach Pleite kämpferisch' (Sport BILD, 24.10.)
> 'Fabian enttäuscht in Stuttgart' (Heidenheimer-Online, 24.10.)